Was tun bei Verlustangst?

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Rückansicht eines Teddybären mit Strohhut – Symbol für Einsamkeit oder Kindheitserinnerungen
Verlustangst ist die intensive Furcht, wichtige Beziehungen zu verlieren, was oft zu übermäßigem Klammern und Eifersucht führt. Sie entsteht häufig aus vergangenen Traumata oder einem geringen Selbstwertgefühl. Wenn sie das Leben und Beziehungen negativ beeinflusst, ist professionelle Hilfe, wie kognitive Verhaltenstherapie, hilfreich, um die Angst zu überwinden und gesunde Beziehungen zu fördern.

Verlustangst ist ein belastendes Gefühl, das viele Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen betrifft. Sie kann die Beziehungen zu geliebten Menschen beeinflussen, das tägliche Leben erschweren und das Selbstbewusstsein schwächen. Doch was genau ist Verlustangst, wie entsteht sie, und vor allem, wie kann man Verlustangst überwinden? Was kann man dagegen tun?

Was ist Verlustangst?

Verlustangst bezeichnet die intensive Furcht, einen geliebten Menschen, eine Beziehung oder eine wichtige Lebensgrundlage zu verlieren. Sie kann sich in verschiedenen Lebensbereichen zeigen und ist oft mit einem starken Bedürfnis nach Kontrolle, Bestätigung und emotionaler Sicherheit verbunden. Menschen mit Verlustangst beschäftigen sich häufig mit der Sorge, dass andere sie verlassen, enttäuschen oder ablehnen könnten, was zu einem Gefühl von Unsicherheit und Unruhe führen kann. Diese Angst kann sowohl in romantischen Beziehungen als auch in familiären, platonischen und beruflichen Kontexten auftreten und beeinflusst oft das Verhalten und die Dynamik innerhalb dieser Verbindungen.

Häufig sind Menschen mit Verlustangst besonders sensibel gegenüber kleinsten Signalen von Ablehnung, Distanz oder Veränderung. Schon scheinbar harmlose Veränderungen im Verhalten einer anderen Person, wie verzögerte Antworten auf Nachrichten oder eine geringere Aufmerksamkeit, können Sorgen und Zweifel auslösen. Diese Gedanken haben oft keinen Realitätsbezug, sondern basieren auf tief sitzenden emotionalen Unsicherheiten, die aus vergangenen Erlebnissen oder Beziehungen stammen können. In einigen Fällen führt Verlustangst zu unbewusstem klammerndem Verhalten oder dem Versuch, die Beziehung durch übermäßige Anpassung oder Kontrolle zu sichern, was wiederum die Beziehung belasten kann.

Verlustangst ist ein komplexes Phänomen, das sowohl individuelle als auch zwischenmenschliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Auseinandersetzung mit diesen Ängsten, etwa durch Selbstreflexion, Gespräche oder professionelle Unterstützung, kann ein wichtiger Schritt sein, um die Verlustangst zu überwinden und kann dabei helfen, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu erhalten.

Wieso habe ich Verlustangst? Woher kommen Verlustängste?

Jeder Mensch kann in bestimmten Lebenssituationen Verlustangst empfinden, insbesondere nach belastenden Erfahrungen wie Trennung, Scheidung oder anderen traumatischen Ereignissen. Besonders gefährdet sind Menschen, die:

  • Bindungstraumata in der Kindheit erlebt haben, wie zum Beispiel emotionale Vernachlässigung, instabile Beziehungen zu Eltern oder Bezugspersonen oder ein Gefühl von Unsicherheit in ihrer frühesten sozialen Umgebung. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, in späteren Beziehungen Vertrauen aufzubauen. Oft ist dies auch eine Ursache für Bindungsangst und führt in vielen Fällen dazu das Betroffene große Probleme damit haben eine Partnerschaft aufzubauen.
  • negative Beziehungserfahrungen in einer Partnerschaft gemacht haben, wie Betrug, wiederholtes Verlassenwerden oder emotionale Kälte in früheren Partnerschaften. Solche Erlebnisse können die Angst vor erneutem Verlust verstärken und dazu führen, dass Betroffene besonders sensibel auf mögliche Beziehungskonflikte mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin reagieren.
  • ein geringes Selbstwertgefühl haben, wodurch sie das Gefühl entwickeln, es nicht wert zu sein, geliebt oder geschätzt zu werden. Menschen mit niedrigem Selbstwert neigen oft dazu, die Verantwortung für Konflikte oder Probleme in Beziehungen alleine zu tragen, was die Verlustangst zusätzlich verstärken kann.

Diese Faktoren können sich kombinieren und die Bewältigung von Verlustangst erheblich erschweren. Dennoch gibt es Wege, mit diesen Ängsten umzugehen, etwa durch therapeutische Unterstützung oder persönliche Weiterentwicklung, um langfristig stabilere und erfüllendere Beziehungen zu ermöglichen.

Ist Verlustangst eine psychische Störung?

Verlustangst an sich ist keine eigenständige psychische Störung, sondern vielmehr ein emotionaler Zustand, der viele Menschen in unterschiedlichem Ausmaß betreffen kann. Sie kann jedoch ein Symptom oder eine Folge anderer psychischer Erkrankungen sein, darunter:

  • Generalisierte Angststörung: Menschen mit generalisierter Angststörung erleben eine anhaltende und übermäßige Sorge, die oft schwer zu kontrollieren ist und sich auf verschiedenste Lebensbereiche ausdehnen kann, wie Arbeit, Gesundheit oder Familie. Verlustängste können ein zentraler Bestandteil dieser Sorgen sein und führen häufig dazu, dass Betroffene sich in einem Zustand ständiger Anspannung befinden, was ihren Alltag erheblich beeinträchtigen kann.
  • Depressionen: Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit und tiefer Traurigkeit gehören zu den Hauptmerkmalen von Depressionen. Diese Empfindungen können Verlustängste erheblich verstärken, da Betroffene oft das Gefühl haben, wichtige Menschen oder Dinge in ihrem Leben nicht halten oder schützen zu können. Hinzu kommt, dass durch die depressive Symptomatik soziale Kontakte vernachlässigt werden können, was die Angst vor Isolation oder Ablehnung weiter fördert.
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung: Diese Persönlichkeitsstörung ist häufig von starken und intensiven Angstgefühlen vor Ablehnung oder Verlassenwerden geprägt. Betroffene erleben oft ein extremes Bedürfnis nach Nähe, das jedoch mit gleichzeitiger Angst vor Verletzung einhergeht. Dies führt häufig zu instabilen, konfliktreichen Beziehungen, da die Verlustängste in Form von impulsivem Verhalten oder emotionalen Ausbrüchen Ausdruck finden können, was wiederum zu einem Kreislauf instabiler Bindungen beiträgt.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Menschen mit PTBS haben traumatische Erfahrungen durchlebt, die ein Gefühl tiefer Unsicherheit hinterlassen. Diese traumatischen Erlebnisse können eine besonders starke Angst vor weiteren Verlusten hervorrufen, sei es der Verlust von geliebten Menschen oder der Verlust von Sicherheit und Stabilität. Häufig werden durch Trigger, die an das Trauma erinnern, diese Ängste immer wieder aktiviert, wodurch Betroffene in ständiger Alarmbereitschaft leben und das Gefühl haben, sich nie wirklich entspannen oder sicher fühlen zu können.

Wann ist Verlustangst problematisch?

Verlustangst wird dann problematisch, wenn sie anhaltend und übermäßig auftritt, das tägliche Leben stark einschränkt und Beziehungen negativ beeinflusst. Betroffene fühlen sich oft von der Angst überwältigt und erleben, wie sie daran gehindert werden, gesunde und erfüllte Beziehungen zu führen. Diese Ängste können sich in übermäßigem Klammern, Eifersucht oder Vermeidungsverhalten äußern, was langfristig sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Partner und die Partnerschaft belastend sein kann.

Wenn Verlustangst ein solches Ausmaß erreicht, ist es wichtig, Unterstützung von Fachleuten in Anspruch zu nehmen. Therapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Techniken oder auch eine tiefere Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Ursachen können helfen, Strategien zu entwickeln, um besser mit den Ängsten umzugehen und langfristig eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.

Verlustangst wird oft dann problematisch, wenn sie:

  • Zu einer Überkontrolle in Beziehungen führt. Hierbei überwachen Betroffene ihren Partner, verlangen ständige Bestätigung oder äußern übermäßige Eifersucht.
  • Selbstaufopferung fördert. Um andere nicht zu verlieren, stellen viele ihre eigenen Bedürfnisse zurück, was auf Dauer zu inneren Konflikten führt.
  • Eins große Belastung für die mentale Gesundheit darstellt, z. B. durch Schlafprobleme, ständige innere Unruhe oder depressive Symptome.
  • Beruflichen und sozialen Rückzug aus Angst vor Ablehnung auslöst.

Wenn Verlustangst das persönliche Wohlbefinden und die Beziehungen nachhaltig negativ beeinflusst, sollte man diese ernst nehmen und aktiv an einer Lösung arbeiten.

Tipps für den Umgang mit Verlustangst

Es gibt effektive Strategien und Möglichkeiten, um Verlustangst zu bewältigen. Diese können Ihnen helfen, mit Ihren Gefühlen besser umzugehen und gesündere Muster in Ihrem Leben zu etablieren. Hier sind einige hilfreiche Tipps:

1. Die eigenen Gefühle verstehen

Reflektieren Sie, wann und wodurch Ihre Verlustangst ausgelöst wird. Gibt es bestimmte Situationen, Personen oder Erinnerungen, die diese Emotionen verstärken? Ein Tagebuch zu führen oder Gespräche mit vertrauten Personen darüber zu führen, kann hilfreich sein. Dabei können Sie emotionale Muster erkennen und besser nachvollziehen, was hinter Ihrer Angst steckt. Das Verstehen Ihrer Gefühle ist der erste Schritt, um sie zu bewältigen.

2. Eigene Bedürfnisse stärken

Üben Sie, Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Oft entsteht Verlustangst aus dem Gefühl, nicht genug wert zu sein oder zu viel von anderen abhängig zu sein. Arbeiten Sie daran, sich selbst zu schätzen und Unabhängigkeit in Beziehungen aufzubauen. Das kann bedeuten, eigene Hobbys zu verfolgen, berufliche Ziele zu setzen oder einfach Zeit alleine zu genießen. Je stärker Sie sich selbst fühlen, desto weniger werden Sie von der Angst bestimmt.

3. Kommunikation in Beziehungen

Eine offene und ehrliche Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin ist entscheidend, insbesondere wenn Verlustangst die Beziehung zu anderen beeinflusst. Sprechen Sie mit Ihrem Partner, engen Freunden oder einer anderen wichtigen Person über Ihre Ängste und Empfindungen. Erklären Sie, was Sie beschäftigt, und bitten Sie um Verständnis. Ehrlichkeit schafft Vertrauen und kann Missverständnisse reduzieren, wodurch Beziehungen stabiler und sicherer werden.

4. Achtsamkeit praktizieren

Achtsamkeitsübungen und Meditation sind wirkungsvolle Tools, um den Geist zu beruhigen und Ängste zu lindern. Sie helfen Ihnen, den Moment bewusster wahrzunehmen, anstatt sich in Sorgen über die Zukunft zu verlieren. Nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit, um innezuhalten, bewusst zu atmen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Aktivitäten wie Yoga oder Spaziergänge in der Natur können ebenfalls dazu beitragen, die innere Ruhe zu fördern.

5. Professionelle Hilfe suchen

Wenn die Ängste zu belastend werden oder Ihre Lebensqualität spürbar beeinträchtigen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Psychotherapeut kann Ihnen helfen, die Ursachen Ihrer Verlustangst besser zu verstehen und effektive Coping-Strategien zu entwickeln. Eine Psychotherapie bietet einen sicheren Raum, um Ihre Emotionen zu verarbeiten, alte Muster aufzulösen und neue Wege zu finden, mit Ängsten umzugehen.

Verlustangst zu bewältigen ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Mit den richtigen Ansätzen können Sie jedoch lernen, besser mit diesen Gefühlen umzugehen und ein erfüllteres, selbstbewussteres Leben zu führen.

Verlustangst in der kognitiven Verhaltenstherapie bearbeiten

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bei der Behandlung von Verlustängsten als besonders effektiv erwiesen. Sie zielt darauf ab, negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen, zu verstehen und schrittweise zu verändern. Durch praktische Übungen und gezielte Strategien lernen Betroffene, ihre Ängste zu bewältigen und langfristig ein gesundes Beziehungsverhalten zu entwickeln.

Typische Ansätze in der KVT:

  • Identifikation von Auslösern: Gemeinsam mit einem Therapeuten werden die Situationen oder Ereignisse erarbeitet, die Verlustangst auslösen. Dies kann z. B. das Verhalten des Partners, bestimmte Lebensumstände oder vergangene Erfahrungen umfassen. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die persönlichen Auslöser zu entwickeln.
  • Kognitive Umstrukturierung: Negative Gedanken wie „Ich werde irgendwann verlassen“ oder „Ich bin nicht gut genug“ werden hinterfragt. Dabei werden Denkmuster analysiert, die oft auf irrationalen Annahmen beruhen, und durch realistischere und positivere Überzeugungen ersetzt. Dies hilft, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Beziehungen zu stärken.
  • Exposition: Betroffene setzen sich bewusst angstbesetzten Situationen aus, beispielsweise indem sie sich in Szenarien begeben, bei denen sie sich vorher isoliert hätten. Dies geschieht in einem sicheren Rahmen und mit Unterstützung des Therapeuten. Ziel ist es, die Angst Schritt für Schritt zu reduzieren und zu lernen, dass die befürchteten Szenarien meist nicht eintreten.
  • Förderung von Autonomie und Selbstwertgefühl: Ein zentraler Aspekt der KVT ist es, das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu stärken. Durch die Entwicklung von Eigenständigkeit und die Förderung persönlicher Stärken wird langfristig die Abhängigkeit von anderen Menschen verringert. Dies hilft nicht nur, gesündere Beziehungen zu führen, sondern auch, sich emotional sicherer zu fühlen.

Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein bewährter Ansatz, der Betroffenen helfen kann, ihre Ängste zu überwinden und ein erfüllteres Leben zu führen – sowohl in Beziehungen als auch in anderen Bereichen des Lebens.

Fazit

Verlustangst ist ein Thema, das viele Menschen betrifft und das sowohl das Wohlbefinden als auch Beziehungen stark belasten kann. Indem Sie Ihre Ängste verstehen, Bewältigungsstrategien entwickeln und gegebenenfalls therapeutische Unterstützung suchen, können Sie langfristig lernen, mit Verlustangst umzugehen und sich selbst zu stärken.

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