Scham ist ein Gefühl, dass jeder von uns kennt. Wir brauchen uns bloß an diese eine dumme Situation zu erinnern oder daran, wie unglaublich naiv wir bei einer anderen Gelegenheit waren und schon ist sie wieder da, die Scham.
Doch was ist das überhaupt für eine Emotion und welchen Zweck erfüllt sie? Auch im Kontext der Psychotherapie können Schamgefühle auftauchen die die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen möglicherweise behindern. Wie wir mit Schamgefühlen in der Therapie umgehen können und warum es sich lohnt, auch der Scham im Rahmen der Psychotherapie ihren angemessen Raum zu geben, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist Scham? Was ist toxische Scham?
Scham ist ein intensives Gefühl, das oft mit dem Gedanken verbunden ist, etwas falsch gemacht zu haben oder nicht gut genug zu sein. Es ist ein sehr persönliches und schmerzhaftes Empfinden, das uns innerlich verletzen kann. Schamgefühle können in vielen Situationen auftreten – sei es bei persönlichen Fehltritten, sozialen Interaktionen oder sogar bei dem Gedanken, Hilfe zu diesem Thema in Anspruch zu nehmen. Da sie eng mit unserem Selbstbild und der Wahrnehmung durch andere verknüpft ist, spricht man bei Scham von einer sozialen Emotion.
Toxische Scham ist ein überaus tief liegendes, überwältigendes Gefühl von Minderwertigkeit und Selbstverachtung. Es geht weit über normale Scham hinaus. Solange Scham sich im angemessenen Rahmen bewegt, ist es eine vorübergehende Reaktion auf ein Fehlverhalten oder eine peinlich Situationen und wird oft durch die Reaktion der Umwelt angestoßen wird. Toxische Scham hingegen ist chronisch und ständig mehr oder weniger präsent. Sie hat ihre Wurzeln häufig in tiefgreifenden negativen Kindheitserfahrungen wie anhaltender Vernachlässigung, emotionaler oder körperlicher Misshandlung oder häufig wiederholter Kritik.

Warum man sich für Scham nicht schämen muss
Es liegt in der Natur der Scham, dass es uns schwer fällt, sie zu äußern. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass Schamgefühle ebenso wie zum Beispiel Wut, Freude Angst und Traurigkeit zu den ganz normalen menschlichen Emotionen gehören. Man kann sagen: Schuldgefühle für das Schamgefühl schädigen letztendlich das Selbstwertgefühl.
Scham zeigt uns, dass wir uns unserer Handlungen und deren Auswirkungen auf andere bewusst sind. Dies ist ein Zeichen von emotionaler Intelligenz und Empathie. Indem wir Scham empfinden, zeigen wir, dass uns unsere Beziehungen und unsere Wirkung auf andere Menschen wichtig sind. Anstatt Scham zu unterdrücken oder sich dafür zu schämen, ist es ratsam, sie anzunehmen und als wertvolles Feedback zu nutzen. Dies ist natürlich leicht gesagt, doch die Scham kann uns Hinweise geben, wo wir an uns selbst arbeiten und wie wir unsere Beziehungen zu anderen verbessern können. Andererseits zeigt sie uns auch, an welchen Stellen wir zu selbstkritisch mit uns sind und es ganz unberechtigt ist, dass wir uns schämen. Durch den offenen Umgang mit Scham und das Bewusstsein, dass sie ein Teil des menschlichen Erlebens ist, können wir ein tieferes Verständnis für uns selbst und unsere Mitmenschen entwickeln. Somit kann man Scham als Chance für Wachstum und Veränderung deuten.

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Die Bedeutung von Scham in der Psychotherapie
Eine Funktion von Scham ist, dass sie als Schutzmechanismus dient, der uns vor möglichen negativen Bewertungen oder Ablehnungen schützen soll. Wenn wir uns öffnen und über unsere tiefsten Ängste und Sorgen sprechen, fühlen wir uns verletzlich. Diese Verletzlichkeit kann mit Schamgefühlen einher gehen.
Ein wesentlicher Grund für Scham in der Psychotherapie ist die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft. Viele Menschen befürchten, als schwach oder mangelhaft angesehen zu werden, wenn sie psychische Probleme haben und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wir sind oft der Meinung unsere Probleme selbst lösen zu müssen und dass es nicht in Ordnung sei sich einzugestehen, dass wir Unterstützung brauchen. Zusätzlich können persönliche Erfahrungen und erlernte Verhaltensmuster zur Entwicklung von Schamgefühlen beitragen. Beispielsweise können frühere negative Reaktionen auf das Mitteilen von Gefühlen dazu führen, dass ein Mensch diese unterdrückt und sich schämt, diese in der Therapie zu thematisieren. Auch kulturelle und familiäre Erwartungen spielen eine Rolle. Wenn Sie mit der Erwartung aufgewachsen sind, Ihre Probleme stets alleine bewältigen zu müssen, sind Sie es schlichtweg einfach nicht gewöhnt sich zu öffnen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Schamgefühle im Prozess der Psychotherapie
Schamgefühle sind oft ein erwarteter Bestandteil des therapeutischen Prozesses. Scham in der Psychotherapie kann als Signal verstanden werden, dass man sich mit wesentlichen und oftmals schmerzhaften Themen auseinandersetzt. Diese Auseinandersetzungen sind wichtig für die persönliche Entwicklung und Heilung. Therapeut und Patient können diese Gefühle gemeinsam erkunden, um ein tieferes Verständnis für zugrunde liegende Probleme zu entwickeln und Wege zu finden, konstruktiv damit umzugehen. Durch das Erkennen und Akzeptieren von Schamgefühlen kann der therapeutische Raum zu einem sicheren Ort werden, an dem echte emotionale Arbeit geleistet werden kann.
Wie Psychotherapeuten mit Scham umgehen
Psychotherapeuten sind darauf geschult, Schamgefühle bei ihren Klienten zu erkennen und sensibel damit umzugehen. Ihr Therapeut wird eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihnen aufbauen, in der Sie sich sicher und akzeptiert fühlen. Wichtige Aspekte der Psychotherapie sind hierbei:
- Empathie und Verständnis: Ihr Therapeut nimmt nicht nur Ihre Gefühle ernst, sondern hört Ihnen auch aktiv zu. Er wird Ihre Gefühle anerkennen und mit Ihnen gemeinsam darauf aufbauen.
- Vertrauensvolle Umgebung: Der Aufbau einer sicheren und vertrauensvollen Beziehung zu Ihrem Therapeuten ist entscheidend. Dies geschieht durch eine offene und ehrliche Kommunikation sowie durch Respekt und Wertschätzung. In der Therapie wird üblicherweise eine Atmosphäre geschaffen, in der Sie sich wohlfühlen und keine Angst vor Verurteilung haben. Diese vertrauensvolle Umgebung erleichtert es Ihnen, sich zu öffnen und Ihre innersten Emotionen, Gefühle und Gedanken zu teilen.
- Psychoedukation: Ihr Therapeut hilft Ihnen nicht nur, die Ursachen Ihrer Scham zu identifizieren, sondern auch die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen zu verstehen. Indem Sie mehr über die Entstehung und Funktion von Scham lernen, gewinnen Sie ein tieferes Verständnis und können bessere Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Dies beinhaltet auch das Erkennen von Auslösern und das Entwickeln von Bewältigungsstrategien.
- Praktische Übungen: Ihr Therapeut (hier eine Übersicht unserer Psychotherapeuten in Bonn und Köln) bietet Ihnen Übungen und Techniken an, die Ihnen helfen, Schamgefühle zu bewältigen und zu überwinden. So lernen Sie, Ihre Scham aktiv zu hinterfragen und neue, gesündere Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln.
- Vertraulichkeit: Schließlich ist die Vertraulichkeit ein zentrales Element in der therapeutischen Beziehung und bildet die Grundlage dafür, dass sich Klienten sicher und geschützt fühlen können. Alle Informationen und Gespräche, die während der Sitzungen stattfinden, werden streng vertraulich behandelt. Ihr Therapeut ist gesetzlich und ethisch dazu verpflichtet, die Privatsphäre und Anonymität Ihrer Daten zu wahren. Dies bedeutet, dass ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung keine Details an Dritte weitergegeben werden.
Fazit
Schamgefühle sind ein natürlicher Teil des menschlichen Erlebens. Indem Sie sich Ihren Schamgefühlen stellen und lernen, mit ihnen umzugehen, können Sie einen wichtigen Schritt in Richtung emotionaler Gesundung und persönlichem Wachstum gehen. Den Psychotherapeuten in unseren Privatpraxen für Psychotherapie in Bonn-Beuel und Köln sind Schamgefühle bestens vertraut. Es ist unsere Aufgabe Ihnen einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie sich öffnen und sich auch mit diesem Gefühl näher auseinandersetzen können. Auf diesem Weg unterstützen wir Sie gerne.