Bipolare Störung – Was ist das?

LinkedIn
Share
WhatsApp
E-Mail
RSS
Link kopieren
URL has been copied successfully!

Die bipolare Störung, besonders früher bekannt als manisch-depressive Erkrankung, gehört zu den sogenannten affektiven Störungen. Charakteristisch sind stark ausgeprägte Schwankungen der Stimmung, des Antriebs und der Energie, die zwischen Phasen von Euphorie (Manie) und tief empfundener Niedergeschlagenheit (Depression) wechseln. Der Begriff ‚bipolare Störungen‘ umfasst verschiedene Ausprägungen dieser Krankheit, die sich in Symptomen, Verlauf und Intensität unterscheiden können. Die Erkrankung kann das tägliche Leben und zwischenmenschliche Beziehungen erheblich beeinflussen.

Besonders im Mittelalterund der frühen Neuzeit wurde die bipolare Störung als Krankheit unter dem Begriff ‚Melancholie‘ beschrieben. Der heute vorhandene diagnostische Unterschied zwischen unipolarer Depression und bipolarer Störung existierte noch nicht. Die Unterscheidung zu anderen affektiven Störungen und psychischen Erkrankungen ist von besonderer Wichtigkeit, da einige der Symptome auch durch andere Ursachen oder Erkrankungen hervorgerufen werden können. Für eine zuverlässige Diagnose werden international anerkannte Klassifikationssysteme wie ICD-10 und DSM-5 verwendet.

Typische Merkmale und Symptome

Betroffene der bipolaren Störung erleben Episoden, die sich durch spezifische Symptome auszeichnen:

Symptome der manischen Phase:

  • Euphorische oder stark gereizte Stimmung
  • Vermindertes Schlafbedürfnis
  • Stark gesteigerter Tatendrang und Aktivität
  • Übersteigertes Selbstbewusstsein
  • Risikobereites Verhalten (z.B. finanziell oder sozial)

Symptome der depressiven Phase:

  • Tiefe Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit
  • Verlust des Interesses an früher angenehmen Aktivitäten
  • Erschöpfung und Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsprobleme und Selbstzweifel
  • Veränderungen im Schlaf- und Essverhalten

Die bipolare Störung unterscheidet sich in:

  • Bipolar-I-Störung: Schwere manische Episoden, oft in Verbindung mit Depressionen
  • Bipolar-II-Störung: Weniger ausgeprägte manische Phasen (Hypomanie), verbunden mit depressiven Episoden

Die unterschiedlichen Phasen der bipolaren Störung können von den Betroffenen sehr unterschiedlich erlebt werden. Während in den manischen Phasen oft ein intensives Hochgefühl mit gesteigerter Energie und einem Gefühl von grenzenloser Leistungsfähigkeit vorherrschen, fühlen sich die Patienten in den depressiven Phasen häufig hoffnungslos, niedergeschlagen und antriebslos. In schweren Fällen können während der manischen Episoden auch Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten, was die Erkrankung zusätzlich erschwert.

Ursachen und Auslöser

Die Ursachen der bipolaren Störung sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Es spielen verschiedene Faktoren zusammen, darunter:

  • Genetische Veranlagung
  • Veränderungen im Gehirnstoffwechsel
  • Psychologische und soziale Einflüsse wie Stress oder belastende Lebensereignisse
  • Persönlichkeitsmerkmale wie erhöhte Sensibilität oder Impulsivität

Weitere Auslöser können sein:

  • extremer Schlafmangel
  • Drogen- und Alkoholkonsum

Um eine effektive Behandlung sicherzustellen, ist es entscheidend, die individuellen Ursachen und Risikofaktoren klar zu identifizieren.

Die Forschung zeigt, dass die bipolare Störung ein komplexes Krankheitsgeschehen ist, bei dem genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. Menschen, deren Familienmitglieder ebenfalls an der Erkrankung leiden, haben ein erhöhtes Risiko, selbst betroffen zu sein. Darüber hinaus können Umwelteinflüsse und belastende Lebensereignisse, wie beispielsweise der Verlust einer nahestehenden Person oder erheblicher Stress, als Auslöser für erste oder weitere Episoden wirken. Auch Veränderungen in der Neurotransmitter-Balance im Gehirn, die die Stimmung und das Denken beeinflussen, werden als mögliche Ursachen diskutiert. Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt dazu, dass die Erkrankung individuell sehr unterschiedlich verlaufen kann.

Verlauf und Episoden der bipolaren Störung

Die Erkrankung verläuft episodisch, wobei sich manische und depressive Phasen unterschiedlich häufig abwechseln können. Manische Phasen sind meist kürzer und dauern Tage bis Wochen, depressive Episoden oft mehrere Wochen oder Monate. Zwischen den Episoden treten häufig symptomfreie Phasen auf. Die sogenannte Phasenprophylaxe bildet eine der Behandlungsmöglichkeiten, um das Auftreten neuer Episoden zu verhindern oder deren Schwere zu mildern.

Der Verlauf der bipolaren Störung ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Manche Patienten erleben nur wenige Episoden im Leben, während andere häufiger zwischen den verschiedenen Phasen wechseln. Es gibt auch sogenannte Rapid-Cycling-Verläufe, bei denen innerhalb einiger Tage oder Wochen im schnellen Wechsel Hoch- und Tiefphasen abwechseln. Die Krankheit kann sich im Laufe der Zeit verändern, wobei depressive Phasen tendenziell länger andauern als manische oder hypomanische Phasen. Die Kenntnis der individuellen Frühwarnzeichen ist für Patienten und Angehörige besonders wichtig, um rechtzeitig intervenieren und eine Eskalation der Symptome verhindern zu können.

Diagnose der bipolaren Störung

Die Diagnosestellung erfolgt durch ausführliche Gespräche sowie körperliche und neurologische Untersuchungen. Ergänzend werden Labor- und bildgebende Verfahren genutzt, um andere medizinische Ursachen auszuschließen. Wichtig ist eine frühe Diagnosestellung, um zeitnah die passende Therapie einzuleiten. Eine psychiatrische Mitbehandlung ist in der Regel von entscheidender Wichtigkeit.

Die Diagnostik umfasst neben der Erfassung der aktuellen Symptome auch die Anamnese, also die Erhebung der Krankheitsgeschichte, um frühere Episoden und deren Ausprägung zu erkennen. Dabei ist es wichtig, zwischen verschiedenen Formen der Störung zu unterscheiden und andere psychische Erkrankungen auszuschließen. Eine genaue Diagnostik ist entscheidend, da die Behandlung je nach Art und Ausprägung der Erkrankung variieren kann.

Behandlung und Therapieansätze

Die Behandlung der bipolaren Störung umfasst meist eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie:

Medikamentöse Therapie:

  • Stimmungsstabilisierer
  • Antidepressiva (bei depressiven Episoden)
  • Antipsychotika (auch aber nicht nur bei akuter Manie)

Psychotherapeutische Behandlung umfasst unter anderem:

  • Kognitive Verhaltenstherapie zur Förderung gesunder Denk- und Verhaltensmuster
  • Psychoedukation zur besseren Krankheitsbewältigung
  • Entwicklung von individuellen Krisenmanagement-Plänen
  • Unterstützung bei der Alltagsstrukturierung und Stressbewältigung

Neben der medikamentösen Behandlung spielen auch psychosoziale Interventionen eine wichtige Rolle. Psychotherapie hilft den Patienten, ihre Gefühle und Gedanken besser zu verstehen und mit den Herausforderungen der Erkrankung umzugehen. Psychoedukation unterstützt dabei, das Krankheitsbild besser zu begreifen und frühzeitig auf Warnsignale zu achten. Zudem können Lebensstiländerungen, wie ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und Stressmanagement, die Stabilität der Stimmung fördern.

Prävention und Frühwarnzeichen

Frühzeitige Erkennung ist entscheidend, um der bipolaren Störung effektiv zu begegnen. Wichtig ist, auf folgende Frühwarnzeichen zu achten:

  • Verstärkte Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen oder ungewöhnliches Schlafverhalten
  • Auffällige Verhaltensänderungen (erhöhte Reizbarkeit, untypische Risikobereitschaft)

Präventionsmaßnahmen beinhalten:

  • Bewusste Stressreduktion
  • Regelmäßige Schlafhygiene
  • Vermeidung von Alkohol und Drogen

Verwandte Begriffe und Synonyme

  • Affektive Störung
  • Manisch-depressive Erkrankung
  • Hypomanie
  • Stimmungsschwankungen

Zusammenfassung – Bipolare Störung

Die bipolare Störung ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch ausgeprägte Schwankungen zwischen manischen und depressiven Phasen gekennzeichnet ist. Diese starken Stimmungsschwankungen können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und sowohl soziale als auch berufliche Herausforderungen mit sich bringen. Eine frühzeitige Diagnose ist besonders wichtig, um die Erkrankung gezielt behandeln und weiteren Episoden vorbeugen zu können. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Therapie und psychotherapeutischen Maßnahmen, die individuell auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden. Psychoedukation und das Erkennen von Frühwarnzeichen spielen eine zentrale Rolle, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Neben der Akuttherapie ist die Phasenprophylaxe entscheidend, um die Häufigkeit und Schwere der Krankheitsepisoden zu reduzieren. Auch die Einbindung von Angehörigen und ein stabiler Lebensstil unterstützen den Therapieerfolg. Mit einer umfassenden Behandlung und professioneller Unterstützung ist es vielen Betroffenen möglich, ein erfülltes und möglichst stabiles Leben zu führen, trotz der Herausforderungen, die die bipolare Störung mit sich bringt.

In unseren Privatpraxen für Psychotherapie in Bonn und Köln bieten wie spezialisierte Psychotherapie-Leistungen, die auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Wenn Sie auf der Suche nach fachlich qualifizierter, psychotherapeutischer Unterstützung sind, kontaktieren Sie uns gerne unverbindlich.